Bei der Hitze reifen die Tomaten rasch
Die große Hitze der letzten Tage setzt allen zu. Sie bewirkt aber auch, dass die Tomaten jetzt schneller reifen. Auch wenn noch nicht alles reif ist, befürchtet der Lippequalität-Gärtnermeister Karl-Heinz Bicker in Elbrinxen schon, dass er demnächst Tomaten werde vernichten müssen. Denn Corona-bedingt finden in der ganzen Region keine Bauernmärkte statt, so dass die normale Vermarktung einzubrechen droht. In diesen Wochen ist es die richtige Zeit, einen Ausflug ins "Tomatenland" zu machen.

Karl-Heinz Bicker vor seiner schmucken Gärtnerei im Rosensiek in Elbrinxen.

Ein reiches Tomatenangebot wartet auf Kundinnen und Kunden.

Nicht alle Lippequalität-Tomaten sind rot. Es gibt auch selbe, orangefarbene, fast schwarze und sogar grüne (alle Fotos: Günter Puzberg).
Die Gärtnerei Bicker ist seit vielen Jahren wegen ihres sortenreichen Tomatenanbaus in Lippe und Umgebung bekannt. Mehr als zwanzig Sorten in verschiedenen Farben, Formen, Größen und Geschmacksrichtungen werden dort in jedem Jahr gezogen und weitgehend über Märkte verkauft. Als der diesjährige Anbau geplant wurde, war Corona noch kein Thema. Einmal gepflanzt wachsen die Pflanzen und bringen bei guter Pflege ihre leckeren Früchte. In der jetzigen Wärmeperiode werden die Tomaten noch schneller reif als üblich. Aber die Corona-Pandemie macht das zum Problem: Wegen der Abstandsregelungen und weiterer Hygienevorschriften finden keine Bauernmärkte statt. Auch zum Lippischen Tomatenfest oder den Tomatentage der letzten Jahre kann nicht eingeladen werden. Auch keine Lippequalität-Bustour führt in diem Jahr ins Tomatenparadies. "Aber Tomaten und andere Früchte vernichten müssen, wollen wir auf keinen Fall," betont Karl-Heinz Bicker, seit vielen Jahren Mitglied in der regionalen Vermarktungsinitiative Lippequalität e.V.
Einen Teil der Überproduktion verarbeitet seine Frau Heidi schon seit Jahren zu einer legendären Tomatensuppe im Glas, zu Ketchup, zu Fruchtaufstrichen und mit Chili zusammen zu "Scharfem Früchtchen" und zu einer "Scharfen Soße". Aber für solche Spezialitäten gibt es leider in dem Betrieb im Rosensiek im Lügder Ortsteil Elbrinxen räumliche und personelle Grenzen.
"Deswegen rufen wir von Lippequalität dazu auf, die Gärtnerei Bicker und andere örtliche Gartenbaubetriebe mit diesem Problem nicht allein zu lassen, sondern sie in den kommenden Wochen aufzusuchen und die leckeren Früchte reif und frisch zu erwerben und zu genießen", so Pfarrer Günter Puzberg, Vorstandsmitglied und Pressesprecher bei Lippequalität. "Das Besondere an den am Strauch gereiften Tomaten ist ja, dass sie viel aromatischer sind, manche entfalten ihren speziellen Geschmacksnote erst bei Vollreife. Und viele besonders leckere Sorten gibt es im Handel gar nicht, weil sie nicht transport- und nicht lange lagerfähig sind." Bei örtlichen Tomatenerzeugern kann es daher zu Tomaten-Geschmackserlebnissen kommen, die es im normalen Handel und selbst auf Wochenmärkten nicht gibt. In der Gärtnerei Bicker wurde über viele Jahren von den Kunden und Besuchern die "Tomate des Jahres" gekürt. Mehrfach war es die eine Cherrytomate namens "Cupido". Die gibt es auch jetzt dort. Aber in diesem Jahr kann es den Probier- und Testparcour nicht geben und es kann auch keine Tomate des Jahres gekürt werden.
In Kochbüchern und im Internet lassen sich viele Rezepte für leckere Tomatengerichte und zur Verarbeitung von Tomaten entdecken, dabei sogar solche, für die man eingefrorene Tomaten verwenden kann. So lässt sich vermeiden, dass gute reife Tomaten vernichtet werden müssen.