Regionale Lebensmittel statt Billigware
Kreis Lippe. Das Erntedankfest ist vorbei. „Doch das ‚Nun danket alle Gott’ bleibt einem im Hals stecken, wenn man die neuesten Jubellieder der marktbeherrschenden Lebensmitteldiscounter hört“, meint Günter Puzberg, Vorsitzender des Regionalvermarktungsvereins Lippequalität. Desaströse Preise machten den Landwirten, Lebensmittelproduzenten und Einzelhändlern das Leben schwer.
Puzberg ist sich jedoch sicher: „Die Verbraucher wollen gar nicht, dass die Bauern und das Lebensmittelhandwerk vor Ort um ihr wirtschaftliches Überleben fürchten müssen. Jede Kundin, jeder Kunde kann durch bewussten Einkauf qualitativ guter Lebensmittel aus der Region dafür sorgen, dass regionale Wertschöpfungsketten erhalten bleiben. Und jeder Landwirt und jeder Handwerker ist selber auch Kunde an anderer Stelle.“
Milchviehhalter, die aus Verzweifelung ihr Produkte hektoliterweise auf die Wiesen kippen, das Ende der Molkerei Lage, die seit Jahren sinkende Zahl von Handwerksbäckern auch in Lippe – das alles sind für Puzberg Alarmsignale an die Adresse der Verbraucher im Kreis. „Wer gute regionale Produkte kauft, stärkt die Region, in der er lebt. Durch den Kauf namenloser Billigprodukten dagegen werden die reich, die schon genug haben. Nicht zufällig stehen die Eigentümer der größten deutschen Discounter in der soeben veröffentlichten „Hit-Liste“ der reichsten Deutschen ganz oben. Die anderen aber bleiben auf der Strecke“, erläutert der ehemalige Landespfarrer.
Der Verein Lippequalität hat sich die Vermarktung regionaler Produkte zum Ziel gesetzt und will damit lippische Produzenten, Händler und letztlich die Wirtschaft im Kreis stärken. Puzberg: „Das hat auch Vorteile für die Verbraucher, weil Lippequalität mehr Transparenz bedeutet. Die Konsumenten wissen, woher ihre Lebensmittel kommen, dass sie gentechnikfrei sind und Tiere artgerecht gehalten werden. Wir brauchen auch keinen ständigen Kampf um immer niedrigere Lebensmittelpreise. Regionale Produkte sind gut genug für einen guten Preis.“
Ein Beispiel: Landwirte, Müller und Bäcker bilden auch bei Lippequalität eine Wertschöpfungskette, die vom Korn auf dem lippischen Acker bis zum Brot beim Handwerksbäcker reicht. Die Landwirte bekommen vom Müller für das gelieferte Korn einen Regionalzuschlag. Für Friedrich Brunsiek, Sprecher der Getreidebauern im Verein, bedeutet das kleine zusätzliche Einnahmen für die Landwirte – ohne dass die Brötchen am Ende teurer würden. Doch die Kette funktioniere nur, wenn die Verbraucher auch tatsächlich zum Lippequalität-Bäcker gingen, statt Backwaren aus fernen Backfabriken zu kaufen.