Bewusst einkaufen: Die beiden Brüntruper Landwirte Friedrich-Wilhelm Obermeier und Friedrich Niedermeier sowie der landeskirchliche Umweltbeauftragte Heinrich Mühlenmeier (von links) forderten die Filmzuschauer dazu auf, beim Lebensmitteleinkauf auf Regionalprodukte zu achten. FOTO: PRIVAT
Lippische Landeskirche und Lippequalität zeigen in Eben-Ezer den Dokumentarfilm „We feed the World“
Kreis Lippe/Lemgo. Schon nach einigen Minuten des österreichischen Dokumentarfilms „We feed the World“ beschlich die etwa 50 Zuschauer im Kirchlichen Zentrum in Eben-Ezer ein beklemmendes Gefühl: In der heutigen industriellen Nahrungsmittelproduktion sind manche Dinge offenbar gewaltig aus dem Gleichgewicht geraten.
Nach der Filmvorführung vertieften auf Einladung der Lippischen Landeskirche und des Vereins „Lippequalität“ die Zuschauer in Gesprächsgruppen verschiedene Aspekte des Films.
In „We feed the World“ geht der österreichische Regisseur Erwin Wagenhofer unter anderem den Fragen nach, woher die Billigtomaten in den Supermärkten kommen und warum für den Anbau von Sojabohnen für die europäische Viehwirtschaft weite Flächen des brasilianischen Regenwalds gerodet werden.
„Hinter der Entwicklung, dass Lebensmittel, die Tausende Kilometer weit gereist sind, oft billiger sind als regionale Produkte, stecken billige Arbeitskräfte und staatliche Subventionen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Landeskirche. Das alles gehe zu Lasten von Mensch und Natur – beginnend mit oft ausbeuterischen Verhältnissen in den Produktionsstätten und im Frachtgewerbe, über massive Belastungen für die Anrainer von Transitrouten bis hin zu gesundheitlichen Risiken für die Konsumenten. Denn die Lebensmittel überständen die langen Transportwege oft nur mit Hilfe von Chemie. „Die Kirche setzt sich für die Bewahrung der Schöpfung ein und wir als Lippequalität- Landwirte auch,“ äußerte Landwirt Friedrich Niedermeier aus Blomberg-Brüntrup laut Landeskirche in der Diskussion im Anschluss an die Filmvorführung.
"Gemeinden können Hilfestellung geben"
Doch wie kann das hehre Ziel beim täglichen Lebensmitteleinkauf verwirklicht werden? Carolin Callenius von der Aktion „Brot für die Welt“ gab Tipps. Beim Einkauf sollte man dem in der heimischen Region erzeugten Obst, Gemüse, Brot und Fleisch den Vorzug geben. Relativ „sichere“ Einkaufsquellen seien hier landwirtschaftliche Direktvermarkter mit Hofläden und auf Märkten. Bei importierten Lebensmitteln, zum Beispiel Kaffee, könne man fair gehandelten Produkten oft den Vorrang geben.
Carolin Callenius räumte ein, dass kein Verbraucher bezüglich aller Lebensmittel wissen könne, wie diese produziert und transportiert werden. Wo der Konsument jedoch um die Produktionsbedingungen Bescheid wisse, sollte er sich um ethisches Einkaufen bemühen. Kirchengemeinden könnten Hilfestellung leisten, indem sie sich bei Gemeindefesten auf regional erzeugte oder fair gehandelte Lebensmittel beschränkten und die Festbesucher darüber informieren.
Hans-Jörg Hartmann, Pfarrer im Schuldienst in Lage und Bad Salzuflen, stellte den Teilnehmern seiner Arbeitsgruppe Elemente einer von ihm entwickelten Unterrichtsreihe vor. Diese religionspädagogische Reihe basiert auf Ausschnitten des Films und soll Schüler für die Zusammenhänge von Ernährung und Globalisierung sensibilisieren.
Tobias Treseler, Landespfarrer für Ökumene und Mission, und Heinrich Mühlenmeier, Umweltbeauftragter der Lippischen Landeskirche, bewerteten den Abend als einen „Beitrag zur Bewusstseins- und Meinungsbildung.“ Da die Zusammenhänge von Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie vor dem Hintergrund globalisierter Warenströme außerordentlich komplex seien, regte Heinrich Mühlenmeier zur Themenvertiefung einen Studientag an. Mühlenmeier: „Wir alle, auch die Lippische Landeskirche, stehen erst am Anfang einer umfassenden Diskussion.“
(Quelle: Lippische Landes-Zeitung - Ausgabe Nr. 67 vom Dienstag, den 20. März 2007)